Freitag, 20. Dezember 2013

Hardmover: Offene Tür

Wertes Leservolk, bevor es heute tatsächlich den Versuch einer Wiederholung eines Hardmover-Technik-Unterrichts gibt, ein kurzer Zwischenstand:

Einschub: dieser Beitrag gammelt jetzt schon zwei Wochen fast fertig vor sich hin. Leider hat sich aufgrund massiven terminlichen Drucks, der Wille und die Zeit zum Video-Editieren in den Hintergrund verkrümelt ... Also nochmal: stellt euch vor, es ist zwei Wochen früher.

Anfang letzter Woche kein Sport für Viktor, da Dienstreise, Donnerstag dann im Café Kraft eine Trainingseinheit, dazu später mehr. Fee trainiert jetzt im 8ten Monat schon bei jeder Bewegung - fies ;). Sonntags dann wollte eigentlich Barbara eventuell eine Bouldereinheit auch im Café Kraft machen, aber das wurde dann nichts - böser Alkohol. Dieser Post wird auch deswegen geschrieben, damit sie sich ein wenig ärgert, denn eigentlich wollte Viktor mit ihr die im folgenden beschriebenen Technikübungen durchführen. Stattdessen ein Besuch bei den Blockhelden für Viktor und Dokumentations-Fee ohne große Ambitionen, da am Tag zuvor zwei schwere Schränke bei einem Umzug gewuchtet werden wollten: platte Unterarme von Beginn an. Umso überraschender nach furchtbarem Überhang-Scheitern die Erfolgsquote mit einer neuen grauen (Schwierigkeit 4 von 7) und zwei (!) von den neuen braunen Routen (5/7). Natürlich eine im Stütz- und Klemmstil:

Außerdem war Fee so nett und nahm auch Videos zum Thema "Offene Tür" auf, sozusagen als Wiederholung für Viktor und Dokumentation für alle anderen. Also: eine offene Tür hat man, wenn man in einer gegebenen Stellung an der Wand zum nächsten Griff nicht weitergreifen kann, ohne seitlich aus der Wand zu kippen. So einen Zug sollte Viktor zusammen mit den anderen im letzten Hardmover-Training zuerst selbst definieren, um gleich danach  Lösungstechniken zu entwickeln und zu klassifizieren. Gegeben werden sollten dabei zwei Startgriffe und ein Starttritt, sowie ein Zielgriff und die Hand, die dorthin soll. Die Bewegung der Füße war für die Problemstellung fix, für die Lösung später dann nicht weiter beschränkt. Beispiel?



Und jetzt zu den Lösungen. Physikalisch ist bei einer Tür ein Drehmoment am wirken, gegen welches zu Beginn die Hand durch Zug am Griff wirkt, die weitergreifen soll. Sobald sie loslässt möchte der Körperschwerpunkt gerne unter die Achse kippen, die von den beiden übrigen Ankerpunkten des Körpers an der Wand gebildet wird - Schwerkraft sei Dank. Die erste und meist einfachste Lösung für das Problem ist ein Fußwechsel, bei dem der Körperschwerpunkt in die stabilere Richtung geschoben wird und man plötzlich einen Fuß auf der richtigen Seite des Körpers hat, um dem Drehmoment entgegen an die Wand zu stützen:


Die zweite Lösung ist das Scheren. Dabei wird ohne den Fußwechsel das freie Bein auf die andere Körperseite gebracht, um gegen die Wand zu stützen. Da man mit dem Bein entweder vorne oder hinten am Standbein vorbeikommen muss, gibt es eben auch das Vorderscheren (wie im Video) oder eben das Hinterscheren. Bei ersterem ist es wichtig zu beachten, das man mit dem "kleinen Zeh" meist viel entspannter gegen die Wand stützen kann. Bei beiden ist es wichtig die Hüfte einzudrehen und meistens auch den Körperschwerpunkt abzusenken. Wichtig ist diese Technik, wenn man dadurch mit dem "richtigen" Fuß den nächsten Tritt erreichen kann:


Statt gegen die Wand in Kipprichtung zu stemmen, kann man auch mit dem freien Fuß versuchen die Rolle der Greifhand zu übernehmen - also sich entgegen der Kipprichtung an die Wand zu ziehen. Das geht am Besten mit einem Hook (Einhaken) mit der Ferse (Heel-hook) oder den Zehenspitzen (Toe-Hook). Ein Heel-Hook auf dem Ausgangsgriff erfordert einiges an Beweglichkeit, ist aber oftmals die einzige Möglichkeit einen sehr langen Zug mit offener Tür zu überwinden:


Zu guter Letzt gibt es noch eine grundlegende Möglichkeit ... dafür gibt es jedoch keinen richtigen Begriff, hier soll es "Stehen und Ziehen" heißen. Jedenfalls geht es hierbei um viel Körperspannung, besonders, wenn man nur eine schmale Leiste hat. Diese befindet sich auf der Seite der weitergreifenden Hand und kann nur von oben belastet werden. Man presst seinen Fußballen jetzt ganz in den Winkel zwischen Liste und Wand und belastet ihn mit soviel Eigengewicht (Stehen), dass man seinen Körper damit an die Wand ziehen kann. Im Idealfall kann man jetzt ganz statisch weiter greifen - muss nur die Spannung in den Beinen dabei beibehalten werden:


Beim Hardmover-Training wurde dann der Schwierigkeitsgrad erhöht und die neuen blauen Routen (5/7 schwer; braun bei den Blockhelden) mit offenen Türen angetestet - bzw. nur die Züge mit Tür. Hart, wenn man dabei auch noch so weit greifen muss, dass ein sog. Schulter-Zug dabei entsteht (dazu in einem anderen Beitrag bestimmt mehr). Erfolgsquote die nächsten 10 Minuten eher mau. Mehr Zeit blieb nicht, denn danach wurde der Abend mit einer halben Stunde Beweglichkeits-Training beendet. Dehnen gemischt mit Yoga sorgte da bei Viktor für schmerzende Sehnen - aber auch für das gute Gefühl, endlich mal wieder richtig die Grenzen der eigenen Gräten erweitert zu haben. Schee war's!