Sonntag, 31. August 2014

Angetestet: Trainingbereich im E4

Drei Tage Erkältung, das kann einem richtig den Spaß verderben. Dicker Kopf, verstopfte Nase und Kratzen im Hals machten Viktor einen Strich durch ein paar Rechnungen. Diesen Sonntag hat es dann mit Training wieder geklappt. Um sich nicht gleich wieder zu zerschießen, wurden nicht schwerste Projekte angegriffen, sondern diesmal endlich das E4 an keinem Tag der offenen Tür besucht.

Die erste Stunde ging dabei drauf alle blauen Routen (außer zweien) zu klettern. Blau? War das nicht Stufe 1 von 7 bei den Blockhelden? Oder 5 von 7 im Café Kraft? Soweit so gut, diesmal ist es aber das E4 und da befindet sich Blau im fairen Durchschnitt bei 3/7. Das Resultat war dementsprechend auch überzeugend, und der Trainingsschwerpunkt "sauber stehen" wurde auch meist eingehalten. Viktor hat nämlich das letzte Mal festgestellt, dass er es oft verpasst, viel Gewicht mit den Füßen anstelle mit den Fingern zu halten. Also bei den leichteren Routen daran denken: Hüfte an die Wand und Körperschwerpunkt über das Standbein (wenn das Knie das mitmacht)

Viel los an den Bouldern, freie Bahn hinten oben im Trainingsbereich.
Das Knie hatte leider auch zu leiden. Die Wände im E4 sind - zumindest gefühlt - die höchsten aller Hallen im Großraum Nürnberg. Und dann hing Viktor plötzlich am nicht-so-guten Top-Griff, schon platt vom vielen Klettern und keine einfachen Griffe in der Nähe. Inzwischen weiß Viktor eigentlich, wie er mit einem Bein und seinem Hintern landet, doch diesmal ging es daneben und ein gemeiner Schmerz zuckt durchs Knie - und ist auch schon wieder weg. Jetzt fühlt es sich wie vor einer Woche an ... mal sehen, ob der kleine Rückschlag bleibt.
Links: Steckbrett schmerzhaft: barfüßig auf den kleinen Leisten. Rechts. Seit langem mal wieder Schlingen-Training a la Hardmover - Knie sei Dank.
Danach ging es noch eine halbe Stunde in den Kraft-Trainingsbereich: Testen, was hier alles eingebaut wurde und auch, was mit dem Knie inzwischen wieder alles geht. Verstecken muss sich die E4-Quälkammer nicht. Für die allermeisten Feld-Wald-und-Wiesen-Boulderer hat das E4 jetzt mehr als ausreichend Schindereien für die nächsten 10 Jahre aufzubieten: sehr viele verschiedene Hangboards, sehr viele verschiedene Leisten an einem recht hohen Campus-Board, Ringe und Schlingen, Steckbrett, System-Wand mit frei verstellbarem Winkel, Gymnastikball, ... . Der Trend in Kletterhallen geht eindeutig zu Trainingsbereichen. Irgendwie ist das wie mit Fitnessbuden: je mehr Maschinen es gibt, desto mehr Leute kommen. Die glauben wohl, schon der Aufenthalt in ihrer Nähe macht stärker (aber motivierend ist das schon ;) ).

Diese Übung heißt Metronom, zumindest, wenn es nach dem Buch "Gimme Kraft" geht.
Viktor hat sich jedenfalls doch recht platt gemacht, einfach nur durch ausprobieren. Obige Übung, das Metronom, schafft er zum Beispiel gerade vier mal (und das Bild zeigt davon zwei). Aber darum geht es doch. Viktor kann zum Beispiel nach so einem Tag richtig gut schlafen, auch wenn ihm eine Menge Dinge derzeit Stress machen und ihn an anderen Tagen viele Minuten wach im Bett liegen lassen.

Hier und jetzt aber noch einen großen Dank an Fee, die diesmal wieder den Auslöser im richtigen Moment gedrückt hat, und an die kleine Genoveva, die auch großartig darin ist, das Hier-und-Jetzt in den Vordergrund zu rücken. Schee war's:

Arm in Arm lümmeln sie im Sessel: Genoveva und Viktor beim mal Abschalten.

Montag, 25. August 2014

Es wird wieder!

Seit etwa zwei Wochen bouldert Viktor wieder. Vorher ging es einfach mit der Orthese nicht und vorher siegte auch die Vernunft. Und wie läuft es jetzt so? Fangen wir von Vorne an. Eine Beschränkung des Knick-Winkels im linken Knie auf maximal 90° erlaubt einem das Klettern orangener Routen bei den Blockhelden (2ter von 7 Schwierigkeitsgraden).

Mit lädierten linken Gelenken lässt sich immer noch Kraxeln ... anders kann man das nicht nennen.
Es ist jetzt nicht der Weisheit letzter Schluss, aber mit genügend Kreativität, Kraft und Beweglichkeit lassen sich viele einfache Boulder etwas erschweren - aber dafür erklettern. Belastung ging nämlich nur im gestreckten Zustand, also man konnte sich auf dem linken Bein mal ausruhen und auch mal auf die Zehenspitzen stellen. So kommt man ohne Schmerzen durch eine Session. Dennoch lassen sich nicht alle leichten Routen so lösen, denn ein Sitzstart mit dem Ar*** nah an der Wand geht dann rein mechanisch nicht ... macht aber nichts. Und auch herunter springen ist sehr ungesund, wenn sogar schon Treppen abwärts laufen schmerzt. Also greift man nur Routen an, die man oben aussteigen kann - oder die man sicher wieder runter kommt.

Mindestens ein Bein sollte man anwinkeln können - dann sieht das Bouldern potentiell elegant aus.

Und wie sieht es aktuell aus? Eigentlich ganz gut. Schließlich sagen ja fast alle Kletter-Trainer(-Bücher), man sollte Pausen machen - bis zu einem Monat. Ein kurzer Blick auf das Trainings-Tagebuch zeigt fast ideales Verhalten ;)

Was natürlich fehlt, ist das Training "Mit Krücken laufen", was Stütz-Routen ungemein leichter macht ;).
Der Balken letzte Woche hat sogar einen "Top Form"-Anteil? Ja, nachdem am Dienstag im Café Kraft noch nur grüne Routen angefasst wurden (3/7), haben diesen Samstag schon wieder neun graue Routen (4/7) daran glauben müssen, davon 4 im ersten Versuch (Flash). Da kann man sich schon mal wieder ziemlich fit fühlen. Das Fingerboard-Training zu Beginn war anscheinend richtig. Die Orthese ist seit 1,5 Wochen ab, nur noch eine Bandage erinnert an fehlende Stabilität ... und natürlich die Schmerzen im Knie, wenn man doch zu angewinkelt Kraft anwenden will. Springen wird immer noch vermieden: herunter landet Viktor gezielt auf dem Hintern und hoch fehlt einfach jede Kraft. Aber es wird stetig besser! Krankengymnastik gibt es auch, aber die Kernaussage heißt: Training, Training und nochmal Training. Alles, was nicht schmerzt ist erlaubt. Also wird auch das Fahrrad reaktiviert ...

Oben: Fee-und-Genoveva-Selfie. Unten: Der Boad, Viktor und Genoveva wissen gute weiche Matten zu schätzen!
Und auch Fee ist wieder mit eingestiegen. Sie zieht ihr Freeletics-Programm durch und ist inzwischen in der sechsten Woche. In der Boulder-Halle macht sie zuerst Fitness-Training, danach werden orangene/lila Routen angepackt (2/7), auch wieder im Überhang. Der Fortschritt - oder besser die Rückkehr zu alter Stärke (auch sie hatte schon mal grau!) - ist rasant und schon bald wird sie wieder voll dabei sein, wahrscheinlich fitter als je zuvor!

Jetzt simmer ja auch noch Boulder-Weltmeister und alles entwickelt sich gar wunderbar. Schee!

Mittwoch, 20. August 2014

Rezension: Vorbereitung auf die Boulderweltmeisterschaft

Diesmal klettern wir in die medialen Sphären des Klettersports. Es gibt ja genügend Hochglanz-HD-Filmchen und mit der Reel-Rock-Tour wurde gezeigt, dass man damit Massen in Bewegung setzen kann und Geld zu verdienen ist.

Udo Neumann ist da (ein wenig) anders. Um die Klammer eben zu erläutern: er setzt seine Homepage schon immer sehr prominent in Szene und freut sich bestimmt auch um die Vergrößerung des Umsatzes seiner Werke. ABER: er liefert auch für "umsonst" Filmchen ins Netz, die meiner bescheidenen Meinung nach Kletterer wirklich nach vorne bringen können!

Jetzt ist er ja Trainer der deutschen Boulder-National-Mannschaft und ab morgen wird er mitfiebern, wenn sich seine Schützlinge in der Weltmeisterschaft beweisen dürfen. Die findet wie schon die letzten Jahre in München statt - dummerdings sind die Tage der Quali, welche keinen Eintritt kosten würden, eben normale Arbeitsstage. Samstag heißt es also Live-Stream gucken ;)

Zurück zum Trainer: der hat nämlich aus seinem Film-Material der Traings-Sessions vier Videos geschnipselt, die seit 2009 aufzeichnen, welche Ideen und Methoden dazu geführt haben, dass mit Juliane Wurm, Jan Hoier und Thomas Tauporn* drei Weltmeister-Kandidaten für Deutschland existieren. Alle Videos sind relativ lang, und besonders #2 auch etwas langatmig... zappen macht aber auch Spass.

Video 1: Aufwärmen und Physi(otherapeuti)sches. Schöne Sammlung an kreativen Übungen, die zum einen natürlich vor dem Klettern die Muskeln vorbereiten sollen, aber auch die Muskeln kräftigen sollen, welche beim reinen Bouldern/Klettern vernachlässigt werden würden.

Video 2: Routenbau. Für die meisten wohl das uninteressanteste Video. Welche Bewegungen müssen wie schwer in welche Routen eingebaut werden, um Wettkampf-Situationen gut zu simulieren und vorzubereiten. Viel Fachgesimpel und wenig echtes Geklettere.

Video 3: "find something hard and repeat it until it's easy" Dieser Clip ist die Aufforderung zum spielen! Für Boulderer/Kletterer heißt das, suche dir eine Balance,/Körperkontroll-Aufgabe und übe solange, bis sie klappt. Oder aber versuche ein Boulderproblem mit einer kreativen Bewegung/Beschränkung zu lösen (klassisch etwa: nur hangeln). Sehr spassig.

Video 4: Draußen. Hier sind zu Beginn Möglichkeiten gesammelt, sich in freier Stadtbahn Bouldertraining zu verschaffen. Für die Mannschaft ist das natürlich wichtig, wenn der Ort des nächsten Wettkampfes keine Boulderhalle hat. Dann überfällt man halt den Spielplatz ;). Die zweite Hälfte ist dann schon fast ein klassischer Boulder-Film über Fontainebleau und coole Hallen-Boulder.

Also, wer in fünf Jahren bei der Weltmeisterschaft teilnehmen will, hat jetzt das Rezept dazu ;) Viel Spass dabei!


* Den haben Fee und Viktor am Sonntag bei den Blockhelden trainieren gesehen! Gelbe Routen campussen O_O.