Dienstag, 18. Februar 2014

Routen selber bauen

Es musste jetzt sein: Viktor hat Elternzeit und kann deswegen auch mal unterm Tag "Dinge" tun ...

Montags wird bei den Blockhelden immer umgeschraubt, also alle Routen einer Farbe/Schwierigkeit entfernt, die Griffe gesäubert und wieder in neuen Problemen an die Wand gesetzt. Diesmal war wieder grün an der Reihe und Viktor hat dreist einfach mal nachgefragt, ob er nicht ein, zwei Boulder selber mal schrauben darf - einfach mal zum austesten. Und die Antwort war: Ja!

Hier das Zeitraffer Video vom Bau des allerersten Kletter-Kunstwerks*. Die ganze Aktion hat in der Summe ca. 40 Minuten gedauert. Der Bau des zweiten Problems wurde leider nicht ganz aufgenommen, da die Kamera dann keinen Saft mehr hatte. Viktor reicht das aber nach, weil da auch ein Volumen an die Wand geschraubt wird. Im Video selber sind ein paar kleine Lektionen notiert, die hier im einzelnen noch ein bisschen ausgeführt werden.

Viktor hatte sich am Tag davor schon ein paar Ideen überlegt: Sitz-Start mit Untergriffen wäre cool, ein langer Kreuz-Zug, und viel mit scherenden Füßen sollte es sein, alles an einer mehr oder weniger senkrechten Wand, dafür technisch etwas anspruchsvoller. Dann in der Halle zuerst die Profis ausgefragt ... (Folgende Gesprächsfetzen sind sinngemäß wiedergegeben)

Rohmasse!
Wie bestimmt ihr die Schwierigkeit?
Naja, du weißt selber, was die Leute so können, die Grün klettern. Und versuche die Reichweite so zu halten, dass auch Fauen mit 1,60 die Züge schaffen. Ein zwei Männer-Boulder sind prinzipiell okay ...

Wie stellt ihr sicher, dass ein schön gedachter Boulder keine leichtere Zweitlösung hat?
Ach das stellen wir dann fest, wenn er geschraubt ist ...

Noch etwas generelles, was ich beachten muss?
Die Schrauben sollten mindestens so (~ 3 cm) rausstehen, da die Gewinde erst nach ~ 1 cm in der Wand beginnen. Und versuche Griffe und Tritte zu benutzen, die ungefähr das gleiche Grün haben, das sieht besser aus ...

Die anderen hatten Akkuschrauber ...
Alles also irgendwie locker, oder? Die Feinheiten lernt man dann erst nachher, wenn man schon die Fehler gemacht hat. Den Schluss nicht zu leicht machen, zum Beispiel - das passiert, wenn man nach den drei Ideen, die man hatte, noch irgendwie ein Ende der Route basteln muss. Auch wichtig: kleine Tritte werden gesprengt, wenn man sie zu fest schraubt. Das merkt man dann erst, wenn er beim Test-Klettern unter dem Fuß wegbricht :( Und Viktor neigt anscheinend dazu, den Zug, den er am schönsten findet, gleich mit einem besonders kleinen Griff auszustatten.


Fee und Genoveva: die Masterminds!
Aber Simon und Gerhard, die beiden Chefschrauber haben zumindest die Routen nicht verrissen oder zerlegt. Nach den Tests von ein paar weiteren Routen kam es zur Diskussion, wie schwer grüne Routen sein sollen. Es wurde immerhin zugegeben, dass bei der letzten "Charge" ein/zwei Ausreißer dabei waren. Dennoch wollen sie im Prinzip nicht leichter werden, da es bei den meisten Routen eigentlich um die Entdeckung der richtigen Bewegung geht. Hat man die, sollte alles einfach sein - hat man sie nicht und legt einfach drauf los, so wirkt das Problem plötzlich sackschwer. Einfache links-rechts-... Boulder wollen sie jedenfalls bei grün nicht mehr schrauben - denn sie selbst würden keine Halle mehrfach besuchen, die keine Abwechslung bietet.

In der Summe hat es jedenfalls sehr viel Spaß gemacht und die Chefschrauber waren auch nicht unzufrieden (das wird Viktor aber erst sehen, wenn er das nächste Mal dort ist - und ob die Routen noch die selben sind). Das nächste Mal bei grün würde Viktor gerne wieder dabei sein :D Schee war's!

* Das Video wurde mit der neuen Kamera von Julius aufgenommen, der sich coolerweise eine GoPro HERO3 besorgt hat! Viktor darf sie benutzen, da Julius leider eine Kletterverletzung hat und wohl noch 4 Wochen ausfallen wird :( Gute Besserung!

Sonntag, 9. Februar 2014

Geburtstag, nochmal Geburtstag und die Folgen

Die Tage sind sehr besonders derzeit. Deswegen liegt das letzte Bouldern auch schon acht Tage zurück, aber immerhin sind "damals" noch zwei der neuen braunen Routen gefallen (5ter von 7 Schwierigkeitsgraden). Dabei war auch eine sehr krasse Anlauf-Strecke, seitlich zwei Schritt an der Wand entlang, empor zu zwei großen Henkeln.

Dann war Viktors Geburtstag und er bekam von Fee ein Schlingentrainer-Selbstbau-Set überreicht - die heimische Folterkammer wird ausgebaut! Aber dann kam alles anders ... und endlich der große Moment. Eine neue Generation Kletterer wurde geboren und sie hört auf den Namen Genoveva*!

Schwimmen kann sie schon - Klettern kommt schon noch.
Damit ist natürlich die nächsten Wochen Schluss mit regelmäßigem Besuch einer Boulderhalle. Aber man hat ja a) Geburtstag gehabt ...
Schlingentrainer im Eigenbau - dann klappts auch mit dem Hardmover-Zirkel
... und b) hat das Feen-Heim (Elternhaus) ein perfektes Treppenhaus, um Klimmzüge und Hangeln zu trainieren.
Sechs Stufen reichen zum plattmachen - nimmt man sie "von unten".
Damit kann man Liegestützen und Klimmzüge, sowie Beinhängen und Stufen hangeln als 2 Zirkel trainieren (siehe Post davor). Gibt auch Muskelkater und lässt Zeit, sich um den Nachwuchs zu kümmern. Alles ist so neu und schön!


*: Starke Unterarme vom Klettertraining helfen bei der Geburt ... wenn man sich gegenseitig stundenlang halten möchte.

Sonntag, 2. Februar 2014

Hard-Mover: Kleiner Krafttrainings-Zirkel


Die letzte Woche ersoff im Stress. Nur für das Hardmover-Training reichte die Zeit, den Rest der Woche war sportlich tote Hose :( . Dafür heute wieder viele Bilder und was neues: Zirkel-Training. Es war wieder Montag und seit dem neuen Jahr heißt das: 18:00 Uhr -> Hardmover! Fee und Viktor gurkten vorher in Würzburg herum und so war Letzterer sehr knapp zum Training gekommen und nicht aufgewärmt. Außerdem hatte er am Tag davor mit seinem Bruder Stephan bei den Blockhelden alle (ca. 30 Stück) orangenen ("nur" 2/7 schwer) Routen abgeknipst und deswegen irgendwie nicht so ganz fit.

Im letzten Jahr hatte der Trainer* etwas von Kraft-Training erwähnt. An jenem Abend hatte aber keiner Lust darauf und stattdessen wurde etwas anderes gemacht. Viktor erinnerte sich daran und prompt gab es das jetzt. Der Trainingsbereich vom Café Kraft ist seit der Neueröffnung noch mal größer geworden und wurde von den sechs Hardmovern die folgende Stunde in Beschlag genommen.

Überraschend leer: die Folterkammer
Es wurde hart: Zwei Übungen wurden zu einem Mini-Zirkel zusammengefasst, den Zweier-Gruppen zu absolvieren hatten: Übung 1 - eine Minute Pause - Übung 2 - eine Minute Pause - ... und so weiter, bis beide Trainierende jede Übung viermal absolviert hatten. Danach ca. 4 Minuten Pause und weiter zum nächsten Mini-Zirkel. In jedem Zirkel gab es eine Übung zum "Ziehen", als etwas, was für die Kletterei trainiert. Die zweite Übung war im Gegensatz dazu immer zum "Drücken", um die Gegenspieler, die Antagonisten der Klettermuskulatur zu stärken. Das ist recht wichtig, um Haltungs-Störungen vorzubeugen und Verletzungen zu vermeiden.

Jede Übung gab es in bis zu drei verschiedenen Schwierigkeiten, damit jeder seinen Fähigkeiten nach sich an die Grenzen treiben konnte.

Die Zirkel im einzelnen:
  1. Klimmzüge & Bankdrücken:
    diese beiden Klassiker sollten jedem bekannt sein. Sechs Klimmzüge pro Runde war die einfache Variante, während die schwere Variante jeden zweiten Klimmzug beim Ablassen in eine Blockier-Übung verwandelte und man bei vollem Klimmzug, bei 90° angewinkelten Ellbogen und bei einem 30° Winkel drei Sekunden verharren sollte. Bankdrücken ließ sich einfach mit Hilfe des aufgelegten Gewichtes erschweren.
    Die Klassiker unter den Foltermethoden: zerquetschen mit Gewichten und hängend strecken.
  2. Tauhangeln & Liegestütz an Ringen
    Erstere Übung ist der absolute Alptraum für Viktor gewesen. Ziel ist es, sich ein Tau hochzuhangeln und kontrolliert wieder abzulassen. Während er sich mit der leichtesten Variante abmühte – aufgelegte Beine auf einem Kasten – machte sein Trainingspartner Fritz** die schwerste: Beine dabei waagrecht in der Luft. Richtig frustrierend. Dafür gingen bei den Liegestützen am Ring die schwersten, bei denen am untersten Punkt die Arme einzeln seitlich ausgefahren werden sollten.
    Die Torturen aus dem Turnunterricht: Hangeln am Tau, hängen an Ringen. Hört ihr schon den Peitschenklang ... ?
  3. Rollybar halten & Beine anziehen an Seilschlinge
    Während das zweite Übungspaar (oder zumindetsens die Geräte) aus der Turnhalle und damit aus der frühen Erinnerung der meisten entlehnt werden können, kommen wir jetzt zu modernen Geräten: Eine drehende Klimmzugstange – gerne auch Rollybar genannt – lässt sich viel schwerer als eine fixe Stange halten, besonders wenn man den Daumen wie die anderen vier Finger von oben auf die Stange legt. Die Stange will sich drehen und der Hängende (Übende, bald Fallende, …) muss dieser Rotation entgegenwirken, was Schultern und Unterarme trainiert. Viktor konnte zu Beginn seiner Kletter-Karriere diese Stange nicht mal halten – inzwischen gelingen ihm zehn Sekunden Hängen am Stück, was für die mittlere Schwierigkeit der Übung genau reicht.
    High-End Quälen mit dem eigenen Gewicht: Rollen halten und Fußfesseln.
    Auch der Schlingentrainer ist für Kletterer sehr gut geeignet, wobei dieses Gerät sich allgemein derzeit großer Beliebtheit erfreut: Man wackelt (wie übrigens auch bei den Ringen) in der Luft herum und trainiert damit zusätzlich zur Kraft auch Koordination und erreicht die sog. Tiefenmuskulatur (dazu bei Gelegenheit mehr). In diesem Zirkel hängten Viktor und Co. die Beine in die Schlingen, welche sich knapp über dem Boden befanden. Aus der Liegestützposition werden dann die Knie abwechselnd zum rechten und zum linken Ellbogen geführt. Dazwischen wird der Körper nach hinten geschoben, so dass die Arme nicht mehr senkrecht stehen, sondern etwas nach vorne zeigen (schwere Variante) – was so richtig auf die Bauchmuskeln geht!
Danach ging nicht mehr viel (= Scheitern an grün (3/7)), aber das Gefühl, richtig viel trainiert zu haben ist ein sehr gutes. Schee war’s!

*: Es wird für den wohl keinen Tarn-Namen geben. Wir wollen seine Autorität ja nicht unnötig untergraben.
**: Es gibt endlich weitere Tarn-Identitäten, aber ob die alle richtig sind? Mal sehen, wer sich nicht wieder findet: Christine, Konrad, Maria; und den Fritz hatten wir eben schon … ein Weiterer muss noch erfragt werden.