Dienstag, 21. Mai 2013

Was hat man eigentlich von Klettern ...

Man ist ja als Mensch - selbst als einer mit auf Logik basierender Ausbildung - oft dazu geneigt "Dinge" zu tun ohne den Grund dafür zu wissen. Heute will das dieser Blog zwangsläufig auf Viktors Hang zum Klettern beziehen - und Fee wird nicht allzuoft den Kopf schütteln.

Klettern ist Sport. Es gibt zwar den furchtbaren Begriff "Genussklettern", welcher sich gerne auf leichtere Routen mit guter Sicherungslage und mind. genauso guter Aussicht bezieht, aber im Prinzip macht man Sport immer auch aus Genuss. Das Gefühl seine Grenzen zu kennen und zu erweitern, die wunderbare Schlappheit und das Wissen sich betätigt zu haben, wenn man versucht einen Finger zu krümmen, sind starke Triebfedern. Sport an sich ist also schon mal gut, aber für Fee und Viktor nicht ausreichend als Motivation. Wieso denn dann nicht z.B. Fußball?

Da gibt es zwei Gründe: 1) Fee und Viktor sind beide keine geborenen Mannschafts-Spieler. Das heißt nicht, dass sie die Begleitung von Freunden beim Bouldern hassen - im Gegenteil! Aber während man an der Wand hängt, ist man nur mit dem Problem und der Schwerkraft beschäftigt. Währenddessen auf andere aufpassen (Sichern ist ja zu einem anderen Zeitpunkt, das ist kein Problem!) und sich Gedanken und Sorgen um eine Mannschaft zu machen oder im Erfolg von ihr gar abhängig zu sein, ist weniger entspannend, weniger reduzierend auf das Wesentliche.

2) Das Wesentliche ist natürlich Überleben. Oder war es mal. Die letzten 3000 Jahre sind zum Ersten ein recht kleiner Teil der menschlichen Existenz auf Erden und zum zweiten ungewöhnlich unbewegt verlaufen. Der Mensch ist körperlich gesehen auf Bewegung optimiert. Dazu gehört zu allererst Laufen, dann Klettern und dann vielleicht noch Schwimmen. Radfahren nicht :P , Prügeln/Kratzen/Beißen vielleicht wieder schon ;). Das sind natürliche Bewegungsabläufe, auf die der Mensch in gewisser Weise schon optimiert ist, um sein Überleben zu sichern. Fee und Viktor sind von je her fasziniert von den Möglichkeiten eines blanken menschlichen Körpers.

Laufen und Schwimmen sind dann noch vergleichsweise langweilig, während das Klettern immer abwechslungsreich erscheint, Kraft und Beweglichkeit fordert und der psychische Faktor darf auch nicht vernachlässigt werden. Für die Schnelligkeit macht man dann halt noch Kampfsport. Am Ende sollte es eigentlich möglich sein, zum Beispiel die Alpen zu überqueren, zu zweit, zu Fuß und auf allen Vieren, wenn der Boden zur Wand verdreht ist.



Doch nun zur Lage des Trainings selbst: Am Donnerstag waren Fee und Viktor wieder in Dechsendorf und nahmen Anlauf auf die neu geschraubten grünen Routen. Die alten waren fast alle abgehakt, also sollten doch die neuen alle einfach gehen. Pustekuchen: Viktor schaffte fünf, Fee zwei. Aber es waren ja auch nur 2 Stunden und Fee hatte bei zwei Routen nicht die Länge, um Viktors Gewalt-auf-Zehenspitzen Lösungen zu schaffen :(

Am Wochenende waren beide jedoch nicht Klettern, stattdessen verabschiedeten sie sich 3 Tage lang von der Zivilisation und gingen auf eine LARP-Con: Zeltlager für Erwachsene mit konsequentem Rollenspiel in Fantasy eingelegt. Gute Neuigkeiten gibt es zwei: a) da man sich viel bewegt, das zählt als Training und b) man merkt da erst, wie gut das Klettern einem auch in anderen Dingen tut. Wenn man nach 30 Minuten Holz hacken immer noch keine schmerzenden Finger hat und danach ein Schwertgefecht oder einen Ausflug in einen sehr hügeligen Wald ohne Atemlosigkeit überlebt, dann weiß man, dass man irgendetwas richtig gemacht hat. Und damit wären wir wieder beim Anfang: Man klettert, weil es einfach besser macht.

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