Dienstag, 18. Juni 2013

Das erste mal vorm Fels ... reloaded

Verzweiflung hat sich schon fast breit gemacht, die Farbe der Herbstgrauen Wolken Anfang Juni spiegelte den Seelenzustand wieder. ... Jedenfalls wenn es um das Thema Klettern und Felsen ging. Dann wurde es plötzlich Sommer, instantan legte Petrus den Schalter um und ließ Fee und Viktor nicht mal die Zeit sich darauf einzustellen. Deswegen waren beide am Samstag von langer Hand geplant im Cafe Kraft (und so eine Stammtischkarte ... das wär's gewesen :D )

Doch der Wunsch war übermächtig und so beschloss man sehr spontan mit zwei Kollegen (Namen wie immer, wenn die Tarnidentität geklärt wurde, UPDATE: Wolfgang und Francios) am Montag Abend einfach zu klettern! Alle Hindernisse wurden ausgeräumt (spontaner Pflichtbesuch bei einem Vortrag um 17 Uhr, letzte Ausrüstung kaufen, schnell den Fels auswählen, ...) und etwa gegen 19 Uhr stand man endlich am Parkplatz vor dem Zustieg zum Röthelfels.

Leider kein Bild von ganz unten, deswegen hier schon mal: die Qual der Wahl.

Dass die Temperaturen gestern ihr übriges getan haben, braucht eigentlich kaum erwähnt zu werden. Das Auto zeigte nach 20 Minuten auf der Autobahn endlich nicht mehr 40°C sondern nur noch 35°C an. Leider war der Zustieg auch nicht auf den ersten Blick ersichtlich und so wurde noch fünf Minuten herumgeirrt, bevor man den Zustieg fand, der trotz kühleren Temperaturen im Wald wieder als hervorragendes Aufwärmprogramm diente ;-) *keuch*.

Und dann stand er da also, der Fels. Andächtig suchte man im Topoführer irgendetwas machbares. Schließlich war dort etwas von "Für Anfänger geeignet" oder "Genussklettern" zu lesen. So fand man nach wenigen Minuten und kurzen Diskussionen die Zinnenwand. Mit einer Schwierigkeit von 5- auf der UIAA Skala ist sie nicht zu leicht, um zu unterfordern (Anfänger klettern zu Beginn gerne 3 - 4)aber auch nicht zu schwer, um beim ersten Kontakt mit der psychischen Belastung das erste Mal am Fels hängen zu bleiben und das Top nicht zu erreichen.

Der erfahrene Kollege machte den Beginn, Viktor sicherte.

Diese Haltung war nötig, um die Sicht sich nicht vom Baum verdecken zu lassen.


Erster Einschub "Dinge, auf die man achten sollte": Wir haben an diesem Tag viel gelernt, es ist zum Glück nichts passiert. Die Lehren sollen hier stehen, damit andere denselben Fehler nicht machen. Der erste Fehler war auch kein schlimmer Reinfall, aber beim Ablassen kam Viktor irgendwann der Gedanke, auf das Restseil zu achten. Im Ende des 60 m Seils war kein Knoten! Und die Route hat fast 30 m:

Das war knapp, aber immer bedacht und unter Kontrolle.
Als Zweite war Fee an der Reihe. Trotz anfänglicher Schwierigkeiten und Gedanken wie: "Ich bin Toprope gesichert, ich versuche mal mich kurz reinzusetzen - oh mein Gott, dehnt sich das Seil! Hilfe! Wohin mit den Füßen, warum ist da nichts markiert! Es gibt einfach zu viele Möglichkeiten!!" ging es dann doch ganz gut vorwärts. Der Fels wurde nach oben hin immer steiler aber auch immer gröber und je höher, desto sicherer und besser wurde die Kletterei. Die Sonne färbte die ganze Szenerie langsam sacht orange und der berauschende Moment, das erste mal über die Baumwipfel und ins Land schauen zu können, ist leider nicht in Worte zu fassen...
Leider konnte oben nicht zu lange verweilt werden, da ja noch zwei weitere Kletterer auf diesen Moment hofften.

Fee auf dem ersten Rastplatz der Zinnenwand.


Weiterer Einschub zum Thema "Dinge, auf die man achten sollte": Viktor hat noch nie vorher 30 Meter abseilen müssen. Fee war schon die zweite, Kollege 1 übte mit Kollege 2 einknoten. Langeweile! Und dann der Schmerz: einmal die Hand zu hoch laufen lassen, plötzlich steckt der Hautlappen zwischen linkem Daumen und Zeigefinger im Tuber (Abseilgerät). Nach 10 Sekunden und ziemlichem Gezerre hat Viktor sich selber befreien können und trotz der quälend brennenden Haut gab es kein Blut, und nur ein ganz kleiner Riss zeigte sich. Glück gehabt!

Kollege 2 durfte dann auch noch Klettern und Viktor machte den Abschluss. Für ihn war es umgedreht von Fee. Der Anfang war einfach drauflos klettern, viele Tritte hatte er sich beim Sichern schon gemerkt. Doch je öfters er sich umsah, und die ungewohnte Höhe richtig wahrnahm, desto unsicherer fühlte er sich. Und dann dieser löchrige Fels, der immer "hohler" wird: wie groß ist denn eigentlich die Gefahr eines Ausbruchs? Aber am Ende war Viktor kein einziges Mal wirklich gefährdet und genoß auch die großartige Aussicht, kurz vor der Abenddämmerung.

Wie gut, dass man das Klippen schon am Turm geübt hatte.
Dann schnell packen, den Berg hinab, solange der Weg noch zu erkennen ist. Das Abendessen mit Fußbad im kalten Bach beim Schein von Halbmond und Glühwürmchen mit exzellentem Käse und Nussbrot und Bier. Schee war's (bis auf die Mücken - mal wieder)! Davon wollen alle mehr!

PS und letzter Einschub: Alles anleinen oder immer gleich wieder in Taschen packen, ansonsten rollt das Tape den Berg hinab, wie auch die Sonnenbrillenschachtel. Und dazu gehört auch gutes Schuhwerk! Sonst rollt man selbst hinab - wenigstens muss man dann nicht suchen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen