Dienstag, 16. Juli 2013

Ernüchterung und Silberstreif

Das war er nun, der Bouldercup. Viktor war dabei, mehr traut er sich nicht zu sagen. Aber dabei sein ist alles, sagen andere. Zum Beispiel Fee, die sich motivierend und dokumentierend betätigte. Es gab ja auch schöne Momente, und dazu später mehr, aber zuerst eine Beleuchtung der zwischendurch finsteren Innenwelt. Dieser Blog soll ja für andere Kletterer und Boulderer sein, die sich ebenfalls erst sein kurzem motiviert in den vertikalen Sport gewagt haben. Hier die Lehren vom Wochenende:

  1. Bleibt realistisch - wenn ihr schon auf Wettkämpfe geht.
  2. Freut euch über den Sport.
  3. Kämpfen, kämpfen, kämpfen!
Dazu einige Erläuterungen: Viktor hatte sich viel vorgenommen, auch wenn er zwischendurch realistisch tief gestapelt hatte (wir berichteten). Bisher hatte er bei zwei Spaß-Wettkämpfen teilgenommen und immer über die Hälfte der gestellten Boulder getoppt. Irgendwie ging er davon aus, dass er a) diese Leistung natürlich wieder bringen kann und b) er damit auch im Gesamtklassement in der oberen Hälfte aller Teilnehmer landen muss. Pustekuchen³ (hoch drei)!

Viktors "Pokal" in der Hand mit den Schrammen. Im Hintergund wird gerade das Finale geschraubt.

Die Wahrheit sieht SO aus: 54ter von 67 teilnehmenden Herren bedeutet, Bester des letzten Fünftel zu sein. Yipee ... naja. Das ist aber eigentlich auch realistisch und war abzusehen, nicht umsonst hatte er sich ja vor dem Wettkampf eigentlich bemüht gezeigt, nicht Letzter werden zu wollen. Und im Prinzip hat Viktor seine Leistung genauso im Wettkampf abrufen können, wie er es auch sonst in der Halle tut: Alle orangenen, alle grünen und drei von fünf grauen Boulder wurden getoppt. Aber wo roher Ehrgeiz sinnlos waltet, da geht die Stimmung schnell mal den Bach hinunter.
Füße am Horizont: Final-Zuschauer mit Logenplatz.
Nachdem Simon Brünner, Miteigentümer der Blockhelden ihm dann jedoch mitteilte, dass sehr viele Teilnehmer über die relativ schweren Probleme jammern, war vom Leistungsstandpunkt eigentlich alles geklärt: passt! Und die Boulder waren wirklich teilweise richtig hart. Die Nummer 14 (grau) konnte erst nach 10+ Versuchen abgehakt werden! Und danach war Viktor überglücklich. Und genau darum geht es doch - den Spass am Bouldern, dem Kampf zwischen Körper und Schwerkraft und den Glücksgefühlen, wenn man total erschöpft am Ende oben steht!
Verklärt nostalgisch: Die Hass-Route, die doch noch bezwungen wurde!

Leider war es in der Halle aber auch sehr voll. Einige Routen liefen dann auch sehr nahe beieinander, oder kreuzten sich, wie im Extremfall die graue Route mit Anlaufstart (eigentlich cool: zwei Blöcke als "Treppe", dann den Schwung an den Griffen wieder loswerden - es gab aber eine Beta, eine Alternativlösung: man könnte auch stützend statisch die Route starten) und die braune Route mit dem Aufsteh-Problem. Viktor braucht leider für neuartuige Probleme ein wenig Zeit an der Wand und würde gerne Griffe anfassen, Anlauf dreimal antesten, mal mitten in den Boulder einsteigen um einen Zug zu testen ... das ging leider nicht - es bildeten sich richtige Schlangen.

Viele Menschen in blau (Shirts gab's umsonst), wenige in rot (Orga), fast alle in Blockheldenkluft.
Einschub: Schraubt keine Regale manuell zusammen, oder an die Wand, wenn ihr am Tag darauf hart Bouldern wollt. Viktor saß 20 Minuten nur rum, weil sein rechter Unterarm so stark gepumpt war, das er fast krampfartig schmerzte. Das kostete ihn mindestens die Begehung einer braunen Route und viele Nerven. Das ist auch ein Grund für die zwischendurch schlechte Laune von Viktor ... aber nach der Pause, klappten ja doch noch zwei graue Routen.

Vorne gespannt: Fee; hinten angespannt: Finalistin.
Natürlich wurde es nichts mit der Teilnahme am Finale - aber Zuschauen und Grillgut essen war noch drinnen. Das fällt unter Motivation und Kraft tanken. Interessant war es den Schraubern zuzuschauen. Die Probleme waren alle schon am Vormittag des Vortages gebastelt worden. Durch Markierungen an der Wand, mit Tesafilm aufgeklebt, konnten die Griffe der sechs Finalprobleme in unter einer Stunde an die Wand geschraubt werden. Die Finalisten selber wurden derweil in den Kinderbereich verbannt ... keiner sollte die Probleme sehen und sich darauf vorbereiten können.

Der spätere Sieger kuschelt mit dem Sinter!
Die Finals selber waren anscheinend ziemlich hart. Alle hatten viele Stunden Qualifikation schon hinter sich - viele sind wohl da schon an ihre Grenzen gegangen. So wurde bei den Damen nur ein Boulder getoppt, der aber gleich von allen außer einer im ersten Versuch. Bei den Herren räumte ein weit angereister Slowene die ersten beiden Probleme im dritten bzw. zweiten Versuch ab (als Einziger und sehr effektheischend dynamisch), scheiterte jedoch am dritten Boulder, den dafür drei der anderen Finalisten toppten (es gab sieben Finalisten bei den Männern, gleicher Punktzahl sei Dank).

Am Ende war es ein versöhnlicher Tag, mit einer passablen persönlichen Leistung, wenn man bedenkt, dass Viktor erst seit einem halben Jahr regelmäßig trainiert. Die Sonne schien, die Leute waren nett, Fee war dabei und der Abend wurde dann noch im Biergarten ausgeklungen (ja, verbotene Aktiv-Nutzung eines Verbes). Schee war's! Aber da geht noch mehr ... *grml* ;)

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