Freitag, 13. September 2013

Nachhol-Post II: (Nicht)-Bouldern im Odenwald


Der Odenwald ist ein sehr schönes Fleckchen in Deutschland. Das alleine ist noch nicht Grund genug, um einfach so dort hinzufahren. Viktor hat dennoch vier Nächte dort im Zelt verbracht, und ein Grund ist natürlich identisch mit demjenigen, der für die Berichterstattung darüber hier im Blog verantwortlich ist: Bouldern. Allein der Name "Felsenmeer", eines der Gebiete im Odenwald, verspricht einfach jede Menge Spass!

Phasenweise könnte man sich nur auf Felsen bewegen ...
Der zweite Grund war, dass die Fee weit in den Norden zu einem verwandtschaftlichen Event gereist war und Viktor sich irgendwo ganz in der Nähe einen kleinen Urlaub gönnen wollte. Klettern oder Bouldern war eigentlich schnell als Betätigungszentrum auserkoren; ersteres funktioniert aber alleine nur mit guten Nerven und noch besseren Fähigkeiten: beides Fehlanzeige, bleibt also Bouldern. Der lädierte Unterarm hatte bis dahin mindestens 72h Pause, der sollte doch eigentlich wieder erholt sein!

Am einfachsten wäre wahrscheinlich eine Stippvisite der fränkischen Schweiz gewesen, aber eigentlich sollte das Bouldern nicht einfach so ins Blaue hinein erfolgen. Besser wäre es doch in ein Gebiet zu fahren, dass nicht zu weit weg ist und dessen kletterbare Probleme nicht durch einen Boulderapell zur Anonymität verurteilt worden sind, sondern zu dem Literatur existiert. Das trifft auf den Odenwald zu; den Boulder-Führer kann ich im Prinzip uneingeschränkt empfehlen: gute Erklärungen der Anreise und Fotos von jedem Felsen. Der Plan wurde also gefasst, und das Crash-Pad von Wolfgang entliehen (vielen Dank nochmal in öffentlich!).

Wohnen auf mehreren Quadratkilometern: (v.l.n.r.) Wohnzimmer, Bad, Schlafzimmer, Küche.
 Jetzt könnte man eine Ansammlung an kleinen allgemeinen Pannen einstreuen, aber es soll ja nur ums Klettern gehen, also beginnen wir mit Montag Nachmittag: Der auserkorene Zeltplatz war nach der Entfernung in Luftlinie zum "Felsenmeer" gewählt, hieß "Oase der Ruhe" (furchtbare Homepage) und beherbergte genau ein Zelt, während Viktors Anwesenheit: genau, seines ... und 50 große Camping-Anhänger, die teilweise dort schon seit Jahrzehnten stehen und von ihren Besitzern mit englischen Rasen und Gartenzwergen umhegt wurden. Schlimmer als das war jedoch die Tatsache, dass ein "Gebirgszug" Zeltplatz und Boulderspot trennt und man deswegen 20+ Minuten durch die Gegend fahren muss.


Mitten durch alle 30-Zonen der Gegend: Der Umweg vom Zeltplatz zum Felsenmeer!
Die Beschilderung zum Wanderer-Parkplatz hat Viktor beim ersten Mal übersehen und stellte so sein Auto zwar grob in der richtigen Gegend ab, jedoch mit 10 Minuten mehr Zustieg zu den Felsen. Diese 10 Minuten werden natürlich schnell zu einer Stunde, wenn man versucht, sich an nicht zutreffenden Wegbeschreibungen zu orientieren (war ja der falsche Parkplatz) und dabei immer wieder zu kleineren Felsen in das Unterholz stapft, um Foto (im Buch) und Stein zu vergleichen. Plötzlich Koinzidenz, ein Schild zu einer Brücke wird im Buch erwähnt und voller neuer Motivation stapft Viktor weiter den Berg hinauf, bewaffnet mit Crashpad und Rucksack.

Gelebte Alliteration ... irgendwas Positives muss man ja in allem sehen!
Leider muss jetzt erwähnt werden, dass man sich ja eigentlich schon die ganz leichten Felsen ausgesucht hatte. Das waren eine Route mit der Schwierigkeit 2/3 und drei Routen mit 3/4. Wenn man das mit den Routen in der Halle vergleicht, dann sollte das eigentlich irgendetwas mit großen, schönen Griffen/Henkeln sein und von der Farbe orange (Schwierigkeit 2/7). Also etwas, was man ohne Probleme schafft. Das folgende Bild zeigt den Felsen des Hasses für Montag und Dienstag, danach kommt die Erläuterung des Grauens!
Mit diesem Bild möglichst wenig Zeit verbringen = Text nicht handgeschrieben.
Wenn nach dem dritten Griff, den man länger halten muss, der Unterarm anfängt zu schmerzen, weiß man, dass man noch nicht wieder gesund ist. Viktor hatte deswegen einfach keinen guten Halt mit der linken Hand. Dazu kommt, dass ja mal wieder keine Griffe markiert waren und jeder Versuch ein ewiges Testen war, bis die Arme schlapp machten - in dem Fall der überlastete Unterarm.

Wenn man nicht versteht, welche Griffe alles erlaubt sind, um dem Pfeil hinterher zu bouldern, weiß man, man sollte jemand Erfahreneren dabei haben. Natürlich versuchte Viktor zuerst ganz hörig wirklich nur dem Pfeil zu folgen. Mit der Zeit wurden die Experimente exotischer und es wurde überlegt, wie weit man eigentlich nach links und rechts ausweichen darf. War dennoch recht frustrierend, wenn man den angeblich super-leichten Schwierigkeitsgrad im Kopf hat.

Und wenn man erst umständlich lernen muss, dass dieser Fels viel rauher = griffiger als Plastik ist, sollte man - wie immer - öfters draußen sein. Was sich hier alles als Tritt eignet, ist schon phänomenal, was man alles als Griff versuchen kann, auch. Am schlimmsten sind aber die Sitzstarts. Eigentlich konnte Viktor alle Routen toppen - also oben auf dem Fels stehen - wenn er im stehen anfängt. Leider waren alle Probleme mit SD gekennzeichnet. Das ist eine Abkürzung für 'sit down' ... Sitzstart *grml*.

Am Ende des zweiten Bouldertages (richtiger Parkplatz -> nur 10 Minuten Zustieg!) konnte wenigstens "Tabaluga" durchquält werden (die andere Route soll zwar leichter sein, aber Viktor hat hier ausnahmsweise keine Idee gehabt, wie er oben raufkommen soll). Danach war die Motivation raus, der Arm konnte nicht mehr mit "nur eine einzige" überzeugt werden, doh noch etwas festzuhalten und die nächsten Tage wurde gelesen und gesonnt (Fehler: die aktuelle Climax lesen ... :( ). Schee war's scho irgendwie, aber der Unteram muss einfach richtig geschont werden. Dazu mehr im nächsten und letzten Nachhol-Post ... bald.

Der Odenwald wird sicherlich wieder besucht werden: die relativ kurze Anfahrt und die Existenz des Buchs mit den Bouldern drin sind schon Grund genug. Außerdem muss Viktor die psychologische Scharte auswetzen. Es gibt über das Erlebte dort auch noch andere Kleinigkeiten im Zusammenhang mit Bouldern zu berichten, das wird aber in anderen Themen-Beiträgen zusammengefasst werden, mit ein paar Gedanken zur Psychologie, Training, reinliches Verhalten im Draußen, ...

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